Konflikt als Chance: Lernen Sie richtig zu streiten
Ein Streit ist keine Kleinigkeit. Es geht schließlich um Grundsätzliches. Ansonsten hätten wir eine Meinungsverschiedenheit, die sich leichter klären ließe. Wir hätten einen klaren Kopf und könnten Argumente abwägen und ruhig argumentieren. Bei einem Streit aber kochen meist die Emotionen hoch. Denn es geht um Grundsätzliches, das wir verteidigen, auf dem wir bestehen und um das wir erbittert kämpfen. Nicht umsonst wurde und wird immer noch der Begriff „Streit“ militärisch verwendet (Streitmacht, Streitwagen, …). Ein Streitgespräch ist also eine heftige verbale Auseinandersetzung, ein Schlagabtausch (schon wieder eine militärische Parallele). Was können Sie tun, um in einer solchen Situation nicht zur Eskalation beizutragen?
Richtig streiten - die optimalen Voraussetzungen
Ob Sie einen im privaten oder beruflichen Umfeld geführten Streit positiv auflösen können, oder diesen mit sich tragen bis er sich zur Last entwickelt – Sie können den Prozess aktiv steuern. Natürlich bedeutet das nicht, dass Sie einem Streit aus dem Wege gehen sollten, wenn es um für Sie Wichtiges geht. Denn auch der Streit oder Konflikt ist ein wesentlicher Bestandteil, wie wir unsere Umwelt in der Gemeinschaft gestalten. Wie Sie allerdings in eine solche Konfrontation gehen, wie Sie agieren und reagieren, wird den Ausgang des Streites wesentlich beeinflussen.
Im folgenden möchte ich Ihnen dazu einige Anregungen geben.
- Der richtige Zeitrahmen: Nichts ist schlimmer als der unerwartete Beginn eines Streits, der zudem nicht d ie Zeitbereitstellt, um ihn angemessen führen zu können. Vermeiden Sie Streitgespräche zwischen „Tür und Angel“, z.B. mit ihrem Partner oder Partnerin beim Frühstück, bevor Sie in 5 Minuten zur Arbeit eilen müssen, oder in der 10 Minuten Arbeitspause mit Ihrem Kollegen oder Kollegin. Unterbrechen Sie höflich und wertschätzend und vereinbaren Sie einen passenden Zeitrahmen.
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- Ruhig Blut!: Es geht um Wichtiges. Ihre Emotionen schießen hoch. Die Verteidigungs- oder Angriffsstrategien werden schneller hochgefahren, als Sie das selber merken. Es ist eine klassische Stresssituation. Versuchen Sie sich zuerst zu beruhigen. Gewinnen Sie Zeit. Das gelingt Ihnen am besten mit Verständnisfragen! Was meinst du damit? Kannst du mir das bitte genauer erklären? Das gibt Ihnen die Gelegenheit, sich zu ordnen. Zudem bekommen Sie von Ihrem Streitpartner wertvolle Hinweise, um was es eigentlich geht.
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- Respekt wahren: Selbst in hitzigen Diskussionen ist es wichtig, den Respekt zu wahren. Vermeiden Sie vorschnelle persönliche Angriffe genauso wie voreilige Verteidigung und Rechtfertigung. Ihr ruhiges Reagieren wird wie ein Spiegel auf Ihren Gesprächspartner wirken und die Situation deeskalieren.
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- Gemeinsamkeiten betonen und herausstellen: Oft wird übersehen, dass Konflikt- oder Streitpartner etwas wichtiges gemeinsam haben: das tiefe Interesse am Streitthema! Allerdings sind die Zugänge, Interessen, Erwartungen und Emotionen sehr unterschiedlich. Erkennen Sie dieses Faktum an, werden Sie ihrem Streitpartner als gleichberechtigt ansehen. Versuchen Sie das gemeinsame Ziel bzw. Bedürfnis herauszufinden und zum Thema zu machen. Z,B. können Sie fragen: „wir haben doch letztendlich das gemeinsame Ziel, aber unterschiedliche Zugänge…“.
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- Akzeptieren Sie die Emotionen: Die aufkommenden Gefühle während eines Streits sind können Sie gar nicht kontrollieren. Akzeptieren Sie diese – auch jene Ihres Streitpartners. Die wollen und müssen raus – gerade bei aufgestauten Streitthemen. Sie sind nicht nur ein wichtiger Hinweis auf die jeweils dahinterliegenden Bedürfnisse. Sie sind wie eine notwendige psychische Reinigung. Warten Sie geduldig und lassen diese Emotionswelle respektvoll abebben. Dann erst können Sie wieder in einen fokussierten Gesprächsprozess eintreten
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- Lösungsorientiert denken: Der Zweck eines Streits sollte nicht darin bestehen, zu gewinnen, sondern eine Lösung zu finden, die für beide Seiten akzeptabel ist. Fokussieren Sie sich auf gemeinsame Ziele und Kompromisse.
Konflikte und Streit als Wachstumschance
In der Lebensberatung und der Mediation (Konfliktmanagement) spielt die Konfliktbewältigung eine zentrale Rolle. Ein nicht positiv aufgelöster Streit kann sich leicht in einer Konfliktspirale verhärten. Zudem haben wir alle Kommunikationsmuster, die uns oft gar nicht bewusst sind. Genauso wenig wie die daraus resultierenden Gefühle. Dies aufzuarbeiten, sichtbar zu machen und so alternative, neue Wege gehen zu können, dass ist oft nur möglich mit Hilfe eines Beraters und Mediators.
Richtiges Streiten ist keine Fähigkeit, die uns in die Wiege gelegt wurde, sondern eine, die wir entwickeln können. Konflikte bieten die Möglichkeit für persönliches Wachstum und tiefere Beziehungen. Mit der richtigen Herangehensweise und der Unterstützung durch meine Beratung können Sie lernen, Konflikte als Chance zu sehen und auf konstruktive Weise zu bewältigen. Der Weg zu einer gesunden Kommunikation beginnt jetzt!
Stefan Stiglbauer 14. Jänner 2024